PJ-Tertial Innere in Klinikum Starnberg (9/2015 bis 12/2015)

Station(en)
B1, IPS, NA
Einsatzbereiche
Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Vorab keine Info-Mail o.ä., sodass sich ein Anruf bei Fr. Schöttke (Chefarztsekretariat) lohnt. Hier wusste sie sofort Bescheid und war regelrecht erfreut, dass man vorab anruft. Die Sekretärin ist super nett und kümmert sich liebevoll wirklich um alles (wie sich im Verlauf des PJs herausstelle, eine große Ausnahme im gesamten Klinikbetrieb).
Am ersten Tag Verteilung in der Frühbesprechung durch den Chefarzt auf die verschiedenen Stationen (B1, B2 und B3) und Zuordnung eines Ansprechpartners (in der Regel bereits auf Station befindliche Famulanten oder PJler), sodass meine Einführung, Krankenhausführung, Kleidungsbesorgung und Orgakram durch die Famulantin erfolgte. Da fühlt man sich doch gleich richtig herzlich willkommen *not*. Als man dann gegen 9 auf der Station eintraf und sich sofort (wirklich!) bei allen vorgestellt hatte, kamen Rüffel und Einläufe am laufenden Band (wieso so spät, die Blutabnahmen seien noch nicht erledigt, wieso man Butterflies benutze, die viel zu teuer wären, wenn man Zeit habe könne man ja wohl selbstständig Zeug im Stationszimmer putzen/ desinfizieren, und und und... Man könnte ein ganzes Buch darüber schreiben). Als Student ist man von vornherein bei der Pflege unten durch und macht prinzipiell alles falsch, wobei da auch jeder eigene Ansichten hat, sodass was am Tag A richtig ist, mitnichten am Tag B richtig sein muss. Bis Mittag hatten wir zu zweit (Famulantin und ich) dann alle Blutabnahmen unter vielen Querelen erledigt, sodass dann Chefarztvisite (täglich auf der Privatstation B1) stattfand. Hier Hinterhergedackel, Shacking Hands und Diskussionen über den Rotary Golf Club und Co. Medizinisch bringt dem Studenten die Visite nicht viel und der Oberärztin der Privatstation anscheinend auch nicht (zumindestens nach ihrem Geschimpfe anschließend zu urteilen, wie schlecht die Visite war). Danach folgt das Highlight des Tages: All-you-can-eat Buffet für Studenten mit wirklich sehr leckerem Essen. Nachmittags durfte ich mich dann immerhin bei der Oberärztin mal vorstellen und mir wurde ihr "Kommunikationsbuch" und das PJ-Fach gezeigt, in dem alle anfallenden Tätigkeiten landen und die man bitte immer erledigen möchte. Die Antworten auf Fragen/ Anforderungen möchte sie jedoch nicht hören, sondern schriftlich wiederum in ihrem Fach haben... Lerneffekt: Null, da kein Feedback. Gegen 4 (montags später, freitags eher) ist Röntgendemo und danach weiterhin Stationsarbeit angesagt, bis man gegen 17-19 Uhr je nach Arzt heimgeschickt wird.
Die anderen Tage gestalteten sich ähnlich - Beginn 7.30 auf Station mit Blutabnahmen, Viggos, regelmäßigen Einläufen nur unterbrochen durch die Morgenbesprechung um 8.10. Visite konnte man mitgehen, sofern alles bis dahin erledigt war. Nachmittags gabs es mehrheitlich montags Innere-Fortbildung und Mittwochs Pädiatrie-Fortbildung. Innere war in der Regel monotones Rekapitulieren von Vorlesungen, die Pädiater haben sich hingegen immer richtig viel Mühe und Arbeit gemacht, selbst wenn sie keinen eigenen Studenten hatten (und eben keine Vorlesungen, sondern wirklich Seminare und Patienten). Theoretisch wären Dienstag und Donnerstags noch Fortbildungen in Chirurgie und Gyn gewesen, die aber nie stattfanden. Die Chirurgen haben sofort gesagt, gibt es nicht, die Gynnies haben zunächst wochenlang versprochen "aber nächste Woche", bis wir es schließlich aufgegeben haben.
Rotationen sind nicht vorgesehen, sondern man bleibt die 4 Monate auf einer Station. Da wir 4 PJler gleichzeitig waren (bei 3 Stationen) haben wir uns selbst einen Rotationsplan erstellt und durchgezogen. Aber wehe auf einer Station war durch Krankheit/... mal kein PJler, dann wurde angepisst (die Pflege) durchs Haus telefoniert, sodass der Rest die Blutabnahmen erledigen musste. Gerade frische Assistenzärzte hatten es da aber auch nicht besser, da auch denen die Pflege den Tag überaus köstlich gestaltete. Beschwerden zunächst durch die Blume, später (bei steigender Frustration) auch direkter haben nichts an der Situation Student-Pflege oder dem Ansehen geändert. Sehr schade! Assistenzärzte hatten mit einem in der Regel Mitleid, Oberärzte wollten es nicht hören und dem Chef ging es gelinde gesagt am A* vorbei. Für ihn ist wichtig, dass die Privatpatientenzahl passt und das Klinikum nach außen gut dasteht, das Klima ist da wohl nebensächlich... So bekommt man gerne auch mal vom Chef einen Einlauf, wenn besagte Oberärztin (durch Überlastung?!) nach 3 Tagen noch immer nicht die angesetzte Aszitespunktion durchgeführt hat oder wenn Privatpatienten im Zweibettzimmer so gelegt wurden, dass sich einer über den anderen Patienten beschwert hat (ääähm ja, da hab ich bestimmt viel Einfluss auf die Bettenbelegung durch die überaus freundliche PFLEGE).
Running-Gag in der Klinik ist scheinbar das leidige Thema Fortbildung der Studenten bei den Oberärzten, sodass man hier gerne mal zum Gesprächseinstieg gefragt wird, was man denn alles in der Funktionsdiagnostik gesehen hat (meist nicht viel, da nachmittags in der Funktionsdiagnostik nichts los ist und vormittags Blutabnahme einen wesentlich höheren Stellenwert hat). Antwortet man dies ehrlich, dann heißt es a) "Sie müssen die Lehre einfordern" (wenn man dies tat, war egal wann immer gerade nicht der geeignete Zeitpunkt) oder b) "Na dann kommen Sie halt mal ein / zwei Stündchen eher, dann sind Sie früher mit der Arbeit durch" HAHAHAHA. Getoppt manchmal noch durch den Nachsatz "Sie sind ja hier schließlich nicht nur zum Blutabnehmen da". Zwischenzeitlich wurden wir gefragt ob wir nicht am Wochenenddienst teilnehmen möchten (gegen eine Bezahlung), das muss man sich aber genau überlegen, ob man am Wochenende für 40€ 10 Stunden lang da sein möchte und im Haus sämtliche Blutabnahmen des Wochenendes (die werden so geplant, dass alle an dem Tag stattfinden, an dem der PJler da ist) und Viggos legen möchte. Hier ist zum Teil nicht mal die Grenze der Inneren Stationen für die liebevolle Tätigkeit gewahrt. Ich habe es nie gemacht.
Aber man kann ja nicht immer nur meckern, so gab es im PJ-Alltag auch Positives: man konnte zu den Asylantenerstuntersuchungen mitfahren (sogar gegen Bezahlung und das nicht zu knapp durchs BRK), die Mitarbeiter in der Notaufnahme und auf der Intensiv (hier Pflege und Ärzte) waren supernett und haben einen gerne aufgenommen. Hier war man dann alles, nur eben nicht der Depp vom Dienst, sondern wertgeschätztes Teammitglied. Außerdem war es möglich mit dem Notarzt mitzufahren, sodass man einen Notfall-Piepser bekommt und dann mitalarmiert wird (leider rückt das NEF nicht gerade häufig aus, sodass es auch Tage ohne einen einzigen Alarm gibt). Andere PJler sind auch mal in den Nachtdienst gegangen, da man hier dann eigene Patienten in der Notaufnahme hat und wirklich mal lernt, was man nach dem PJ können muss. Und auch auf den normalen Stationen gab es immer wieder einige Ärzte, die sich Zeit genommen haben für uns Studenten und teilweise dann sogar dafür lange selbst in der Arbeit geblieben sind oder eben auch mal gezeigt haben, wie man ein Problem lösen kann, wenn Methode Nr 1 halt mal nicht funktioniert. Ein Funktionsoberarzt hat sich sogar mal 2 Nachmittage freigenommen (und ist auf uns zugekommen, also nix mit einfordern) und hat uns das Herzecho unermüdlich beigebracht. Außerdem gibt es hier weiterhin 3 Wochen lernfrei. Die Klinik rechnet damit, dass man diese Tage gesammelt am Ende nimmt, man kann sie jedoch auch so zwischendurch nehmen.
Unsere größte Hoffnung waren dann die neuen PJler zum Start des 1. Tertials im November, nur wollte scheinbar keiner kommen (wen wundert das^^), sodass das Klinikum - wie ich finde zu recht - nun auf seiner Arbeit sitzen bleiben wird! Durch die flexiblen Fehltage hörten einige PJler noch etwas eher auf, sodass man nun nicht mehr nur auf einer Station sondern im ganzen (internistischen) Haus Blutabnehmen und Viggos legen musste. Wenn ihr also kommt, dann unbedingt nicht allein, sonst sieht man außer Blut nichts!

Alles in allem war dieses Tertial für mich eine ziemliche Zeitverschwendung, auch wenn ich nun in Rekordzeit 30 und mehr Blutentnahmen schaffe. Durch die guten Bewertungen hier hatte mir deutlich mehr erhofft. Andere Krankenhäuser zahlen nicht nur Geld, haben viel und gute Lehre oder zumindestens eine hohe Anerkennung des PJlers. Das fehlt hier leider völlig.
Ich kann das Innere-Tertial nicht empfehlen und würde es auch nicht noch einmal so wählen.
Bewerbung
unproblematisch über MeCuM
Unterricht
2x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
EKG
Tätigkeiten
Botengänge (Nichtärztl.)
Blut abnehmen
Braunülen legen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
16:00 bis 17:00 Uhr
Studientage
Frei verfügbar
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Kleidung gestellt
Essen frei / billiger

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
4
Klinik insgesamt
3
Unterricht
3
Betreuung
3
Freizeit
1
Station / Einrichtung
2
Gesamtnote
3

Durchschnitt 2.93