PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Mater Dei Hospital Msida (5/2022 bis 7/2022)

Station(en)
General Surgery
Einsatzbereiche
Station, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Saarbruecken
Kommentar
Im Mai und Juni 2022 habe ich zwei Monate in der Allgemeinchirurgie des Mater Dei verbracht. Das maltesische Gesundheitssystem ist stark am englischen NHS orientiert. Die verschiedenen Fachrichtungen haben keine Chefärzt*innen, sondern verschiedene Consultants (schätzungsweise ca. 10 in der Allgemeinchirurgie). Jeder Consultant hat seine eigene „Firm“, ein ihm zugeordnetes Team von je ca. 5-6 Ärzt*innen, und betreut eigene Patient*innen. Während meines PJs hatten wir oft allerdings nur extrem wenige Patient*innen. Teilweise kam es vor, dass das gesamte Team nur einen einzigen (!!!) Patienten betreut hat. Meist waren es ca. 3-4 Patient*innen. Es gibt ein festes Wochenschema, zu Beginn des Tages steht täglich die Visite an. Mein Wochenschema sah ungefähr so aus:

- Montags: Prä-OP-Ambulanz
- Dienstags: Allgemeinchirurgische Ambulanzsprechstunde
- Mittwochs: Endoskopien
- Donnerstags: OP-Tag
- Freitags: wechselnd

Jeder Consultant hat einen zugewiesenen OP-Tag, d.h. es wird nur ein Mal pro Woche operiert. Einige Consultants operieren jedoch auch häufiger. Die OPs waren bei mir nur sehr kleine Eingriffe, d.h. Cholezystektomien, Inguinalhernien, oder Lipomentfernungen. Insgesamt hält sich die Zeit, die man im OP verbringt, dadurch aber sehr in Grenzen. In den gesamten 8 Wochen war ich insgesamt nur 6 Mal im OP. Es war ja nur ein Mal pro Woche überhaupt OP, und zwei Mal ist es ganz ausgefallen (ein Mal wegen Feiertag und ein Mal wegen Pflegemangel).

Zu meiner Überraschung habe ich mit Beginn des PJs festgestellt, dass die Kommunikation im Krankenhaus größtenteils (ca. 90%) auf maltesisch stattfindet. Vielleicht war ich da auch etwas naiv gewesen, aber im Vorhinein hatte ich im Internet gelesen, dass die meiste Kommunikation auf Englisch sei. Das war allerdings nicht der Fall. Leider konnte man dadurch die Gespräche zwischen Ärzt*innen und Patient*innen sowie zwischen den Ärzt*innen meist gar nicht verstehen. Oft wurden die wichtigsten „hard facts“ netterweise kurz auf Englisch übersetzt. Die eigentliche Konversation konnte man allerdings in aller Regel nicht verstehen.

Praktisch machen durfte ich im Krankenhaus leider so gut wie nichts. Ein paar Mal durfte ich mich am OP-Tisch einwaschen, allerdings durfte ich auch dann während der Operationen nicht wirklich mithelfen. Einige Minuten lang habe ich bei einer Cholezystektomie einmal die Kamera gehalten, das war alles. Medizinisch bzw. chirurgisch gelernt habe ich daher eigentlich gar nichts. Die Zeit im Krankenhaus war meist auch ziemlich langweilig... Neben den Ärzt*innen her zu laufen, während man sprachlich bedingt nichts von den Gesprächen versteht macht nicht so viel Spaß. Dafür sind die meisten Consultants aber sehr entspannt was die Arbeitszeiten angeht. Teilweise wurde ich von meinem Consultant um 9 Uhr morgens (!!) schon in den Feierabend geschickt, weil es nichts zu tun gab. Viele PJler*innen haben sich zwischendurch auch ein paar Tage ganz frei genommen, z.B. um einen Ausflug nach Sizilien zu machen.

Die klimatisch besten Monate auf Malta sind vermutlich September/Oktober und April/Mai. Im Winter ist es in den Häusern relativ kalt, weil die meisten keine wirklichen Heizungen haben. Im Juli/August ist es extrem heiß, da würde ich sehr streng davon abraten nach Malta zu kommen. Sogar die Einheimischen fluchen über die Hitze und verbringen mehr oder weniger den ganzen Tag nur drinnen in klimatisierten Räumen, teilweise ist es sogar zu heiß um an den Strand zu gehen... Die Küste ist zumeist sehr schön, es gibt einige beeindruckende Felsformationen (z.B. Riviera Bay, Blue Grotto, Dingli Cliffs). Strände gibt aufgrund des felsigen Terrains allerdings nur recht wenige, und die meisten sind Steinstrände.

Wichtige Info noch: Nehmt euch auf jeden Fall Kasaks von eurer Heimatuni mit. Seit diesem Mai gibt die Uni leider keine Kasaks mehr an internationale Studierende aus. Es gibt einen offiziellen "Dress Code", laut dem man mit Anzug & Hemd im Krankenhaus rumlaufen soll. Das ist aber kompletter Quatsch, wirklich niemand macht das (außer den Consultants). Nehmt euch also auf jeden Fall einen Kasak von euerer Heimatuni mit!

Insgesamt würde ich ehrlicherweise davon abraten, mehr als ein halbes PJ-Tertial in Malta zu verbringen. Wer später Chirurgie machen oder chirurgische Erfahrungen sammeln möchte, ist hier falsch aufgehoben. Wer einfach nur möglichst wenig Zeit im Krankenhaus verbringen möchte, kann das hier machen...
Bewerbung
Bewerbung bei der MMSA (Malta Medical Students Association) unter electives@mmsa.org.mt , alle wichtigen Informationen dazu gibt es unter https://www.um.edu.mt/ms/medicalelectives .
Die Antwortzeiten der MMSA sind teilweise sehr lang, bei jeder E-Mail habe ich mehr als 14 Tage auf eine Antwort gewartet. Bei der initialen Bewerbung sogar mehrere Wochen. Ich würde daher eine frühzeitige Bewerbung (mind. 3/4-Jahr vorher) empfehlen, da sich der Bewerbungsprozess etwas ziehen kann...
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Poliklinik
Dienstbeginn
Nach 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Gehalt in EUR
-
Gebühren in EUR
75€ Bearbeitungsgebühr + 75€ pro PJ-Woche, d.h. für ein halbes Tertial insgesamt 675€ Gebühr

Noten

Team/Station
3
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen des PJlers
5
Klinik insgesamt
5
Unterricht
5
Betreuung
4
Freizeit
2
Station / Einrichtung
5
Gesamtnote
5

Durchschnitt 4.6