PJ-Tertial Allgemeinchirurgie in Spital Herisau (12/2008 bis 3/2009)

Station(en)
4 und 5
Einsatzbereiche
Station, OP, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme
Heimatuni
Jena
Kommentar
Ich wollte mein chirurisches PJ-Tertial in der Schweiz machen, in der Hoffnung hier mehr zu lernen und zu sehen als an der oft "realitätsfernen" und anonymen Uni in Deutschland. Primär kann man sagen das Spital Herisau bietet aufgrund zahlreicher Belegärzte ein breites chirurgisches Spektrum: Allgemein-, Neuro-, Handchirurgie, Orthopädie, Gynäkologie und Urologie. Das heisst prinzipiell sieht man eine ganze Menge an chirurgischen Eingriffen. Allerdings hat man kaum die Möglichkeit auch selbst einmal im OP praktisch tätig zu werden- Nähen zu dürfen, war eher eine Auszeichnung und musste teils fast erbettelt werden. An weitere Tätigkeiten darüber hinaus war gar nicht zu denken. Auf Station gab es eine feste Aufgabenverteilung: wer nicht im OP war konnte an den Visiten teilnehemen, dann Aufnahmen machen, diese nachmittags beim Rapport vorstellen, dann Anmeldungen der Zugänge für den nächsten Tag vorbereiten, OP-Pläne kopieren und im Haus verteilen, Akten sortieren, Briefe in die Fächer der einzelnen Oberärzte tragen und schlussendlich Statistiken ausfüllen. Letzteres reichte oft bis weit in den Feierabend. Das Verhältnis zu den Assistenzärzten war sehr gut- diese sassen im gleichen Anti-Praxis-Pro-Bürokratie-Boot wie wir. Das Verhältnis zu den Schwestern auf Station 4 war schlecht: Mittagessen geht vor Patientenaufnahme, auch wenn diese dann, weil man in den OP musste, nicht oder erst spät am Nachmittag aufgenommen werden konnten. Schwestern haben immer Recht, Assistenzärzte und Unterassistenten immer Unrecht, Visite wird gemacht, wenn die Schwestern Zeit haben. Auf Station 5, der Privatstation gab es allerdings auch sehr nette zuvorkommende Schwestern. Zweimal wöchentlich fand die chirurgische Ambulanz stat. Dort mussten alle antreten!! Patienten kamen hierher zu regelmässigen Kontrollen, die man selbst kurz befragen und Untersuchen konnte, bis einer der Oberärzte vorbei kam, nochmal komplett das gleiche machte und dann im Herausrennen Anweisungen gab, was zu verordnen war. Während meiner PJ-Zeit wurden eine Weiterbildung alle 2Wochen eingeführt, welche von Ober- oder Assistenzärzten gehalten wurden. Ansonsten gab es keinen weiteren input- teaching hat quasi, wenn überhaupt nur am Rande und nur durch bestimmte Personen statt gefunden. Die Dienstpläne konnten wir Unterassistenten zum Glück selber schreiben. Im Schnitt hatte man 2 Pikett-Dienste pro Woche und insgesamt ca 3-4 Wochenenddienste (diese umfassen das gesamte WE von Freitag bis Montag morgen). Gut ist, dass diese Dienste kompensiert wurden- 1/2 Tag für einen Wochendienst und das Wochenende komplett. Leider war unsere Besetzung nicht so gut, dass wir auch unsere gesamte Kompensation nehemen konnten. Auch gab es an den Diensttagen freie Verpflegung im Spital. Mein Fazit zur Chirurgie in Herisau: grosse Arbeitsbelastung bei geringer Lehre und niedrigem Ansehen. Oft habe ich mich mehr als billige hakenhaltende Arbeitskraft mit erweitertem Aufgabenfeld im Sekretärinnenberuf gefühlt als als lehrbedürftiger Medizinstudent im 6.Studienjahr kurz vor dem Examen. Ich könnte die Chirurgie in Herisau nicht reinen Gewissens anderen PJ-Studenten (oder auch Assistenzärzten) weiter empfehlen.
Bewerbung
kurzfristig
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Briefe schreiben
Röntgenbesprechung
Patienten untersuchen
Rehas anmelden
Poliklinik
Botengänge (Nichtärztl.)
Untersuchungen anmelden
Patienten aufnehmen
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
nach 18:00 Uhr
Studientage
1x / Woche frei
Tätigkeiten
Aufwandsentschädigung / Gehalt
Essen frei / billiger
Kleidung gestellt
Gehalt in EUR
1200CFr
Gebühren in EUR
200CFr mtl. Zimmer,35CFr mtl. Internet, 20CFr mtl. Parkplatz, pro Essen im Spital zwischen 7-10CFr

Noten

Team/Station
2
Kontakt zur Pflege
4
Ansehen des PJlers
3
Klinik insgesamt
4
Unterricht
4
Betreuung
4
Freizeit
3
Station / Einrichtung
3
Gesamtnote
4

Durchschnitt 3.67